[PDF] E nergiew ende 2.0 5 mar 2014 tung des





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BEZAHLBARER UND ERNEUERBARER STROM: EIN

BEZAHLBARER UND. ERNEUERBARER STROM: EIN WIDERSPRUCH? FREITAG 09. MäRZ 2012. 15.00 UHR BIS 18.00 UHR. LANDTAG NRW



Neues Bauen für bezahlbares Wohnen

Kostengünstiges und energieeffizientes Bauen müssen nicht im Widerspruch stehen. Denn hohe Energieeffizienz-Standards und erneuerbare Energien sorgen.



Hallo Energiewende!

Ziel ist eine sichere bezahlbare und umweltverträgliche Erneuerbare Energien liefern nicht nur immer mehr Strom



Hallo Energiewende!

Ziel ist eine sichere bezahlbare und umweltverträgliche Erneuerbare Energien liefern nicht nur immer mehr Strom



E nergiew ende 2.0

5 mar 2014 tung des Eigenverbrauchs von Strom aus Erneuerbaren Energien und kleinen ... land für Bezahlbarkeit überall auf der Welt gesorgt hat.



Wie fair ist die Energiewende? Verteilungswirkungen in der

16 jun 2021 etwa die Zielrichtung den erneuerbaren Strom durch ... Widersprüche sind zu vermeiden. Der öffentliche Dis-.



DEUTSCHLAND

Energieeffizienz gesetzt und die FuE-Mittel für erneuerbare Energien Dies steht kurz gesagt im Widerspruch zur Absicht des. Emissionshandelssystems.



Energiewende Wunsch und Wirklichkeit

14 mar 2021 Umweltverträglichkeit Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit ... Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Stromnetz und ...



Der Ausbau Erneuerbarer Energien im Föderalismus und

3.2 Skizze der Erneuerbare-Energien-Politik in Deutschland und Europa . rung von Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit ist traditionell mit der ...



Klimaneutralität 2050: Was die Industrie jetzt von der Politik braucht

erneuerbaren Strom bei deutlich erhöhtem Strombe- Die Basis der Erneuerbare-Energien-Ausbauziele ... haltig zuverlässig und bezahlbar sein.

BAND 36energiewende 2.0aus der nische zum MainstreamVon gerd RosenkranzÖkologIe B an d 36 energiewende 2.0 eNeRgIeWeNDe 2.0

SCHRIFTeN ZUR ÖkologIe

BAND 36

energiewende 2.0 aus der nische zum Mainstream

Von gerd Rosenkranz

H

Der Autor

dr. Gerd Rosenkranz, promovierter Werkstoffwissenschaftler, war nach einem Studium der Kommuni-

kationswissenschaften zwanzig Jahre lang Journalist für überregionale Tages- und Wochenzeitungen,

darunter fünf Jahre beim nachrichtenmagazin Der Spiegel als Experte für Umwelt- und Energiepolitik.

Leiter Grundsatzfragen bei agora Energiewende.

der autor dankt Jürgen Quentin (Fachagentur Windenergie an Land) und Philipp Litz (deutsche aktualisierung von Fakten und Zahlen und für ihre Unterstützung bei der Erstellung des anschau ungsmaterials.

Energiewende 2.0

aus der nische zum Mainstream

Von Gerd Rosenkranz

Band 36 der Schriftenreihe Ökologie

Gestaltung: feinkost designnetzwerk, Sebastian Langer (nach Entwürfen von blotto design) druck: Lokay druck, Reinheim

Cover-Photo: © ponsulak - Fotolia.com

ISBn 978-3-86928-122-3

T +49 30 28534-0 F +49 30 28534-109 e buchversand@boell.de W www.boell.de http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/ Eine elek tro nische Fassung kann herun-

folgende Bedingungen: namensnennung: Sie müssen den namen des autors/Rechteinhabers in der von ihm

festgelegten Weise nennen (wodurch aber nicht der Eindruck entstehen darf, Sie oder die nutzung des Werkes

durch Sie würden entlohnt). Keine kommerzielle nutzung: dieses Werk darf nicht für kommerzielle Zwecke

INHAlT

Vorwort und Einleitung

7

Zusammenfassung

11 einleitung 13 1 wer die energiewende will, muss sich ihrer Motive erinnern 16 2

Wo die energiewende durchstartet 22

3 N achrichten aus dem Jammertal - die kostendebatte 28

3.1 die "deindustrialisierung deutschlands» und andere Legenden

28

3.2 der geteilte Strommarkt - oder die Last der kleinen Stromverbraucher

40
4 l ektionen und erkenntnisse aus den ersten Jahren 48

4.1 Mit harten Bandagen oder große Zahlen über alles

49

4.2 der Preis des Booms oder eine andere Seite der Medaille 56

4.3 Vor der zweiten Etappe

60

4.4 Was macht die Große Koalition mit der Energiewende?

61
5 g 64

5.2 das Primat der Investitionssicherheit erhalten

70

5.3 die Große Koalition an ihren ansprüchen messen

72
6

Welche neue Rolle für alte energie? 98

7 8 k limaschutz und effizienz - das endlose Trauerspiel 107 9

9.1 Bundesregierung im nahkampf mit der EU

113
119
10 A m Ziel der ersten etappe - ein Resümee 123

Vorwort und einleitung

VoRWoRT UND eINleITUNg

eCkPUNkTe FÜR eINe eRFolgReICHe eNeRgIeWeNDe 2.0 Für die interessierten Bürgerinnen und Bürger ist es schwer, sich ein klares Bild vom Stand der Energiewende zu machen: die einen warnen vor einer deindustrialisierung und einer Kostenlawine, die anderen preisen den dynamischen ausbau der Erneu- erbaren Energien und das damit verbundene grüne Jobwunder. Für die einen begibt sich deutschland ins energiepolitische abseits, für die anderen bilden wir die Speer- gern, hin zu Sonne, Wind und anderen regenerativen Energiequellen. der bisherige Erfolg der Energiewende - vor allem das rasche Wachstum von Strompreise für die privaten Haushalte. Zu allem Überuss gehen die CO 2 -Emissi- onen in deutschland seit zwei Jahren wieder nach oben, obwohl wir viele Milliarden derne Gaskraftwerke eingemottet werden. diese Widersprüche müssen dringend geschichte bleibt. Wir sind in eine neue Etappe eingetreten, die nicht nur eine Reform des Erneuer- bare-Energien-Gesetzes (EEG), sondern des gesamten Stromsektors erfordert. das ist der Sinn der Formulierung "Energiewende 2.0». Wir wollen mit der vorliegenden Publikation einer interessierten Öentlichkeit Projekte der Gegenwart zu bilden: der Umstellung der Stromversorgung einer hoch entwickelten Industriegesellschaft von Kohle und atom auf Erneuerbare Energien. aber auf neue Herausforderungen. Es besteht dringender Reformbedarf. Wenn der die Grenzen des bisherigen fossil-nuklearen Stromsystems. dieses basierte auf der Stromerzeugung in einer überschaubaren anzahl von Großkraftwerken. der Elektri das neue System auf uktuierenden Energiequellen und einer großen Vielfalt von immer mehr fossile Kraftwerke. Sie werden zum Rückgrat der Stromversorgung. In dieser Phase der "Marktdurchdringung» ist die Synchronisation von Stroman

Vorwort und Einleitung

7 8

Energiewende 2.0

Aus der Nische zum MainstreamVorwort und Einleitung erbaren Energien ist, desto weniger kann deren Fluktuation durch den vorhandenen Kraftwerkspark aufgefangen werden. Eine erneuerbare Stromversorgung braucht intelligente Netze und ein ?exibles Lastmanagement, Stromspeicher und ein neues vollen Gange. An den folgenden Kriterien allerdings muss sich jedes Reformvorhaben messen lassen: Der zentrale Leitsatz lautet: Die Energiewende ist nur erfolgreich, wenn sie Nur dann wird sie zum Pilotprojekt für andere Nationen. Es ist deshalb eine entscheidende Aufgabe, die Kosten des Ausbaus zu begrenzen, ohne die Dynamik der Erneuerbaren abzuwürgen und technische Innovation zu bremsen. Dreh- und Angelpunkt wird sein, dass die Produzenten zunehmend Verantwortung (und das Risiko) für die Vermarktung des Regenerativstroms übernehmen. Ein System, das privaten Investoren über 20 Jahre hinweg feste müssen, war als Anschubfinanzierung sinnvoll, ist aber auf Dauer nicht durch- zuhalten. ment, Biokraftwerken und Gasturbinen zu organisieren, ohne dass dauerhaft fossile Kraftwerke im Markt gehalten werden müssen. unternehmen und privaten Investoren, die zu dem beispielslosen Boom der Erneuerbaren Energien beigetragen hat. Dies war ein Schlüssel für die hohe gesenkt, weil die Renditeerwartungen der Bürgerinnen und Bürger vergleichs- weise gering sind. Die Hürde für Privatanleger darf durch die vorgesehene gelegt werden, dass künftig nur noch Energiekonzerne und Fonds zum Zuge kommen. Deutschland kann nicht gleichzeitig Energiewendeland sein und Kohleland bleiben. überbrücken, in denen Erneuerbare Energien und andere klimaschonende energiewende 2.0 aus der nische zum MainstreamVorwort und Einleitung 9 Alternativen noch nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen. Doch ein zentrales Ziel der anstehenden Etappe sollte sein, dass der Wegfall der letzten Atomkraftwerke bis zum Jahr 2022 durch klimafreundlichen Strom ersetzt wird. Zum anderen geht es darum, dass der Aufwuchs Erneuerbarer Energien in Zukunft Kohle- und nicht wie bisher energiee?ziente Gaskraftwerke ersetzt. Dreh- und Angelpunkt ist hier der Emissionshandel. Die Bundesregierung muss handels einsetzen, die dazu führt, dass die Preissignale am Strommarkt endlich die klimapolitische Wahrheit sagen. Gelingt uns dies nicht, führt kein Weg an 2 -Mindestpreise boomende Kohleverstromung die Energiewende im In- und Ausland massiv liche Steigerung der Energiee?zienz. Denn die kostengünstigste Kilowatt- stunde Strom ist die eingesparte. Es gibt noch große Potenziale für die Senkung des Strombedarfs in privaten Haushalten, in der Verwaltung und in der Indus- trie. In aller Regel sind die Vermeidungskosten günstiger als die Erzeugungs- zehn Prozent zu senken, darf nicht gerüttelt werden. Dafür braucht es geeig- nete Anreize und Instrumente, z.B. fortgeschrittene E?zienzstandards für bei Kohle und Gas und hilft dem Klimaschutz. Energiegesetzgebung, den gemeinsamen Strombinnenmarkt und die neu lung eines nationalen Alleingangs vollends zur Illusion geworden. Das macht die Gestaltung der Energiewende nicht unbedingt einfacher. Denn über den für Regenerativstrom gibt es zwischen den Mitgliedstaaten wie gegenüber besser kann die Fluktuation von Sonne und Wind ausgeglichen und desto kostengünstiger gesicherte Leistung vorgehalten werden. Die Zukunft der Energiewende liegt in einem ?exiblen Verbund dezentraler Erzeugung und transnationaler Netze. 10

Energiewende 2.0

Aus der Nische zum MainstreamZusammenfassung

Wir bedanken uns sehr bei unserem Autor Gerd Rosenkranz für seine fachkundige nicht immer aktuell sein. Da es in dieser Publikation aber vor allem darum geht, die Grundlinien der Debatte darzustellen, mindert dies aus unserer Sicht nicht den Mehrwert der Lektüre. So verbinden wir mit dieser Publikation die Hoffnung, das Jahrhundertprojekt Energiewende mit allen Vorzügen und Herausforderungen den

Ralf Fücks

Dorothee Landgrebe

energiewende 2.0 aus der nische zum MainstreamZusammenfassung 11 Z U S A MMe NFA SS UNg Deutschland hat seit dem Start der Energiewende mehr erreicht als andere vergleich bare Industriestaaten. Ein Viertel des Stroms stammt aus Erneuerbaren Energien, Energiewende wurde bisher verfehlt: Nicht flexible und vergleichsweise klimascho- nende Kraftwerke auf Basis von Erd- oder Biogas, die die Schwankungen von Wind nicht Energiewendeland sein und auf Dauer Kohleland bleiben kann. Weil die erho?te 2 -Zerti?katen nicht funktioniert, gibt es derzeit keinen Automatismus, der die Transformation hin zu einer kohlensto?- armen Wirtschafts- und Lebensweise sicherstellt. Wenn es nicht gelingt den Emissi onshandel wiederzubeleben, muss es einen anderen Automatismus geben, der die griert. Anzeichen, dass der Standort Deutschland wegen der Energiewende im internatio- der Energiewende. Ein detaillierter Blick auf die seit mehr als zwei Jahren andauernde rung stellen die aktuellen Strompreise keine schwere oder gar untragbare Belastung dar. Ebenso wenig für mehr als 90 Prozent der Betriebe. Die stromintensive Industrie pro?tiert insgesamt von der Energiewende, weil sie von den gesetzlichen Belastungen Die Markteinführung der Erneuerbaren Energien geht nun dem Ende zu; sie wird Sonne, die Strom schon jetzt zu etwa gleichen Kosten erzeugen wie neue Kohle- oder Gaskraftwerke und sehr viel günstiger sind als Atomkraft, werden in der anstehenden 12

Energiewende 2.0

Aus der Nische zum MainstreamEinleitung

Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist erst der Anfang und ein wichtiger Richtungsan- zeiger. angeblichen Ziel, ihre Kosten zu reduzieren, abbremst und dabei - gewollt oder unattraktive Rahmenbedingungen aus dem Markt treibt. Deshalb kommt es jetzt auf die Regelungsdetails an - und zwar bei der verp?ichtenden Direktvermarktung, die tung des Eigenverbrauchs von Strom aus Erneuerbaren Energien und kleinen Anlagen der Festpreisvergütung hin zu Ausschreibungsmodellen. Wird über diese Instru- verfolgte langsame Ausbautempo misslingen und jede Dynamik aus der Realisierung der Energiewende herausgenommen werden. Gründen unabdingbar: erstens, weil die Transformation in grenzüberschreitenden Netzen und in transnationalen Verbünden kostengünstiger gestaltet werden kann als im nationalen Alleingang; zweitens, weil Informationsde?zite über und Belastungen durch die deutsche Energiewende im Ausland mehr und mehr zu einer Gefahr für den erho?ten Nachahmungse?ekt anderer wichtiger Industriestaaten und Schwellen- Trotzdem wird es langfristig einen gemeinsamen Weg geben, schon um einen Leider droht aktuell die Renationalisierung der Energie- und vor allem der Klimapo litik, weil die EU-Kommission zunehmend als Bremser agiert. Dies wird besonders werbskommission, die ihren Ausdruck ?ndet in der Positionierung gegen berechtigte Entlastungen industrieller Kerne in Deutschland und der Einstufung des EEG als Beihilfe. Dieses Vorgehen ist nicht nur politisch, sondern auch rechtlich fragwürdig. Die Bundesregierung muss in der Sache hart reagieren, ohne sich in eine Situation zu und dann ihre Glaubwürdigkeit, sowohl im In- als auch im Ausland. Eine Energie- tanz in der Gesellschaft verlieren. Und das würde am Ende auch die erfolgreiche

Umsetzung verhindern.

energiewende 2.0 aus der nische zum MainstreamEinleitung 13 einleitung Transformation des Energiesystems wahlweise in eine Reihe mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg oder der Herstellung der deutschen Einheit nach der friedlichen Revolution in der DDR. Schon 2007, als sie erstmals einer großen Koalition 1

Die Gesellschaft für deutsche

Sprache kürte "Klimakatastrophe» zum Wort des Jahres. Beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel, beim G8-Gipfel in Heiligendamm, der Weltklimakon- lierten sich Merkel und ihr damaliger Bundesumweltminister Sigmar Gabriel auf der gelben Bundesregierung im Alleingang eine politische Spitzkehre, wie sie dieses Land kaum je eine erlebt hat. Da ging es um die Atomenergie. Amtlich machte Merkel ihre

180-Grad-Wende am 9. Juni 2011 vor dem Deutschen Bundestag - mit einem Satz von

2 als herbeigeführt. Nun erfolgte die erneute Kehrtwende binnen weniger Wochen. Merkels einsame Entscheidung ließ eine von ganzen Politiker-Generationen inbrünstig verteidigte Frontstellung zusammenbrechen. Die in (West-)Deutschland seit 1980 theoretisch diskutierte 3 und seit 1998 von Rot-Grün im Bund praktisch eingeleitete Energiewende sollte nun von politischen Akteuren ins Werk gesetzt werden, die diese Transformation jahrzehntelang für bodenlosen Unsinn gehalten herin der bürgerlichen Koalition in einer Sachfrage derart brachial von ihrer Richtlini- enkompetenz Gebrauch machte. Sie traf damit nicht nur das eigene politische Lager unvorbereitet, sondern auch die ihre Koalition tragenden Eliten aus der traditionellen wortlaut-seite-all/2760382-all.html

2 Plenarprotokoll 17/114 des Deutschen Bundestags vom 9.6.2011, http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/17/17114.pdf

14

Energiewende 2.0

Aus der Nische zum MainstreamEinleitung

Energiewirtschaft, der Industrie - und nicht zuletzt - der wirtschaftliberalen und konservativen Publizistik. Viele waren mit einem Schlag in einer großen, vielleicht der O?enen Widerstand gab es dennoch kaum. Mehr als 90 Prozent Zustimmung berufenen "Ethik-Kommission Sichere Energieversorgung» der neuen Linie fast ohne Gegenstimme folgten. Doch die Bundeskanzlerin wusste um die Wankelmütigkeit von Stimmungen und um die Macht der Unwilligen und potenziellen Energiewendever- waren fast alle gesellschaftlich relevanten Gruppen dabei. 4 "Deutschlands Energie- wende - Ein Gemeinschaftswerk für die Zukunft» überschrieb die Kommission den Abschlussbericht, den sie in großer Harmonie verabschiedete. Die Frage der ethischen Verantwortbarkeit der Atomenergie schien damit in Deutschland endgültig beantwortet. Mehr noch: Diese Gesellschaft entschied sich Teilen mit Erneuerbaren Energien zu decken ist. Dies geschah mit der klaren Perspek- tive, die Katastrophenrisiken der Atomenergie zu überwinden und die globale und Bundesrat verabschiedeten im Sommer 2011 in seltener Einmütigkeit fast ein Dutzend Gesetze und Verordnungen, die im Kern den Volkswillen umsetzten. Mehr Am umfassenden gesellschaftlichen und politischen Konsens, dass Deutsch- land aus der Atomtechnologie endgültig aussteigen sollte, gab es also keinen Zweifel. Ebenso klar war aber auch, dass die nukleare Hochrisikotechnologie nicht einfach tete Ausdehnung des fossilen Zeitalters in die Zukunft. Denn die Kehrtwende vollzog sich im klaren Bewusstsein, dass die Menschheit ein "Weiter so» auf Basis der Energie- umwelt bezahlen müsste. So war mit den Beschlüssen des Sommers 2011 auch die Kohlekraft in Deutschland auf den Status einer Übergangsenergie geschrumpft. Auch deren Nutzung würde zwar nicht im Gleichschritt mit der Atomenergie, aber binnen einer Generation zu beenden sein. Großen Koalition klingt die Erinnerung an 2011 fast schon wie Geschichte. Der funda- mentale Zusammenhang zwischen den immer noch wachsenden Großrisiken, die nisationen; im Einzelnen siehe Abschlussbericht der Ethik-Kommission "Sichere Energieversor- gung» vom 30.5.2011, http://www.bmbf.de/pubRD/2011_05_30_abschlussbericht_ethikkom- mission_property_publicationFile.pdf energiewende 2.0 aus der nische zum MainstreamEinleitung 15 die sich Deutschland vorgenommen hat, droht in Vergessenheit zu geraten. Er wird kampagne über angeblich bedrohliche Konsequenzen des Projekts Energiewende. Verantwortlich dafür ist nicht die Politik allein, sondern auch - manche meinen sogar vorrangig - die Publizistik. Ihre alarmistische Berichterstattung und die massive machen aus gestaltenden Politikern immer mehr Getriebene. Teile der Medien trans- die Kritik anschwillt, sucht man vergeblich ernsthafte Alternativen zur Energiewende. die Erneuerbaren Energien, wie Atomkraftgegner jahrzehntelang die Atomkraft mehr als Zukunftschance und Aufbruch kommuniziert, sondern als Abfolge teurer Pannen, als Bedrohung für den Standort Deutschland. Das "Gemeinschaftswerk für verschwanden die deutsche Vorreiterrolle und Technologieführerschaft, die Einspa einsetzende Deindustrialisierung des Landes. ernden Trommelfeuer der Kritik erstaunlich wenig beeindruckt. Selbst die Tatsache, dass die Regierung aus Union und FDP immer unverhohlener Teile der Industrie schen Unternehmen von den Kosten der Energiewende entlastete, hat daran wenig das ist zu befürchten, schwindet irgendwann auch die Akzeptanz und mit ihr die voranzutreiben und zu vollenden. Das ist bedrohlich, weit über den Tag hinaus. Denn zung durch die Bürgerinnen und Bürger ausgebremst wird, werden nachfolgende Regierungen sie morgen gegen deren dann zu erwartenden Widerstand kaum mehr 16

Energiewende 2.0

1 Die Energiewende hat eben erst begonnen. Deutschland betritt Neuland mit seinem Versuch, eine "neue Architektur der Energieversorgung» (Merkel) zu entwerfen. Ein vergleichbares Projekt in einem vergleichbaren Industrieland gibt es bisher nirgends noch vor uns liegt (siehe Abbildung 1) und eine "Blaupause» nicht zur Verfügung steht, versteht es sich von selbst, dass die Energiewende als lernender Prozess andau ernd fortentwickelt und neu justiert werden muss. Ziel muss sein, Sackgassen zu dreißig oder vierzig Jahre noch einen Neustart. Wer drei Jahre nach dem gemein- samen Aufbruch glaubt, dass Projekt abbremsen oder stoppen zu müssen, irrt funda mental oder vertritt entgegengesetzte Interessen. Damit die Energiewende gelingen Ziele und Chancen vergewissern. Sie dürfen nicht hinter ?eaterdonner und Dauer- gejammer in Vergessenheit geraten. Jede Abhandlung über den Stand der Energiewende tut deshalb gut daran, vorab an die Beweggründe zu erinnern, die die deutsche Gesellschaft zu einer derart tiefgrei- Reaktorkatastrophe von Fukushima und trotz der eben erst überstandenen fünften "Jahrhundert?ut» im eigenen Land binnen 16 Jahren der Zusammenhang nicht mehr von allein herstellt. Die ausufernde Strompreisdebatte hat die Energiewende entkoppelt. Wie dringlich die Wiederherstellung des Begründungszusammenhangs geworden ist, zeigt geradezu symbolhaft die in der Großen Koalition vollzogene rien. Der neue Ressortzuschnitt kann als Erfolg einer Strategie gelesen werden, die darauf abzielt, die Energiewende auf ein Projekt des ganz normalen industriellen Strukturwandels zu reduzieren, das man umsetzen, aussetzen oder auch bleiben lassen kann. So ist es aber nicht. Warum also unterzieht sich eine erfolgreiche Industrienation, die ein halbes Jahrhundert lang mit Kohle, Öl und Uran gut gefahren ist, der Generationenheraus- Antwort hat etwas mit Demokratie zu tun: Weil die deutsche Gesellschaft ausweislich 17 aller Umfragen nicht bereit ist, die real existierenden Großrisiken des hergebrachten

28 Jahre nach Tschernobyl sind in Weißrussland, in der Ukraine und den westlichen

seinerzeit infolge der Explosion von Reaktorblock 4 des sowjetischen Atomkraftwerks ihre Heimat für immer verlassen. Die radioaktiv verseuchte Sperrzone ist bis heute unbewohnbar. Aus der Region um den havarierten Atomkomplex von Fukushima in Japan wurden nach der Tsunami-Katastrophe und drei Kernschmelzen etwa 160.000 rophe in Japan auf 187 Milliarden Euro. Und das ist erst der Anfang, denn seit der Abschaltung aller seiner 50 Reaktoren muss Japan viele Milliarden Dollar für den Import fossiler Brennstoffe ausgeben, deren Verbrennung wiederum den Klima- wandel weiter anheizt. Dabei war die dreifache Kernschmelze noch vergleichsweise glimpflich verlaufen. In den Tagen nach dem verheerenden Unfall erwogen die A bb. 1: energiebereitstellung in Sektoren den kraftstoffen auf niedrigem Niveau.

Quellen: BMU; dUH

18

Energiewende 2.0

Verantwortlichen, 35 Millionen Menschen aus dem Großraum Tokio zu evakuieren. Premierminister Naoto Kan, der wegen der Fehler seiner überforderten Regierung bei

Staat "in seiner Existenz bedroht gewesen».

5 tens nach der Katastrophe im Hochtechnologieland Japan ist unbestreitbar, dass es unerheblich, dass Tsunamis und Erdbeben in Europa seltener sind als in Japan. Die lagen nie nach dem gleichen Muster verlaufen. Gemeinsam ist ihnen nur ihre Unvor- Juli 2006 fast so weit. Damals entging Block 1 des schwedischen Siedewasserreaktors des Reaktorschutzsystems nach einem Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks wegen intakt blieben und es nur deshalb nicht zum Totalausfall der Notstromversorgung und der Notkühlung des Reaktors kam. 6 Atomkatastrophen haben eindeutige, wenn auch unkalkulierbare Ursachen und ebenso eindeutige Wirkungen. Bei den Folgen des Klimawandels, der vorrangig auf die Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas zurückgeht, liegen die Dinge komplizierter. das Ausmaß solcher Ereignisse aber schon. Zuletzt erschütterte im November 2013 "Haiyan» die Philippinen, Mikronesien, Vietnam und mit ihnen die ganze Welt. Der kostete mehr als 6000 Menschenleben und machte Millionen obdachlos. Im Oktober

2012 traf Hurrikan Sandy nach Jamaika, Kuba und den Bahamas auf die Ostküste

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